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UVP-report 33 (1): 62-73 | 2019

Schwerpunktbeitrag / Focus article

Wo bleibt die Strategische Umweltprüfung in der Luftreinhalteplanung?
Where is Strategic Environmental Assessment in Clean Air Planning

Ulrike Weiland

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DOI: 10.17442/uvp-report.033.08

Zusammenfassung

Die Luftreinhalteplanung soll der Wiederherstellung einer gesundheits- und umweltverträglichen Luftqualität v. a. in großen Städten und Agglomerationen dienen. Dass Luftbelastungen in Städten erhebliche Gesundheits- und Umweltauswirkungen haben, ist inzwischen als Problem allgemein erkannt: ca. 150 Luftreinhaltepläne (LRP) liegen bundesweit vor. Da die meisten Luftbelastungen im urbanen Bereich durch den motorisierten Verkehr verursacht werden, zielen auch die meisten Maßnahmen der Luftreinhalteplanung auf eine Verringerung verkehrsbezogener Luftbelastungen wie z. B. der Bau von Umgehungsstraßen oder der Ausbau des schienengebundenen Personenverkehrs. Wie an diesen Beispielen deutlich wird, können die Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität ihrerseits erhebliche Auswirkungen auf andere Umweltgüter wie biologische Vielfalt, Boden oder Wasser haben. Strategische Umweltprüfungen (SUPen) der LRP sollen sicherstellen, dass durch deren Maßnahmen keine anderen Umweltgüter und keine Natura 2000-Gebiete beeinträchtigt werden. Für LRP sind SUPen durchzuführen 1. bei Rahmensetzung für die Zulassung eines UVP- oder vorprüfungspflichtigen Vorhabens, 2. bei Rahmensetzung für ein anderes Vorhaben, das zwar keiner UVP bedarf, jedoch nach einer Einzelfallvorprüfung erhebliche Umweltauswirkungen haben kann, und 3. wenn ein Luftreinhalteplan eine FFH-Verträglichkeitsprüfung erfordert. Bei der Analyse von knapp einhundert neueren LRP wurde nur eine SUP ermittelt. In knapp der Hälfte der LRP wird dies mit der fehlenden rahmensetzenden Wirkung begründet, bei der anderen Hälfte wird eine SUP gar nicht erwähnt. In fast keinem LRP werden Natura-2000-Gebiete oder FFH-VPen erwähnt – wobei solche Gebiete auch in großen Städten und Agglomerationen vorkommen. Solange jedoch der LRP im Unklaren lässt, ob eine SUP erforderlich wäre, ist er nicht rechtssicher. Daraus ist zu schließen: 1. In der Luftreinhalteplanung ist von einem Praxisdefizit bei der SUP auszugehen. 2. Die Potenziale der SUP zu einem integrativen und strategischen Denkansatz werden von den für den LRP zuständigen Behörden nicht (an-)erkannt.

Abstract

Air pollution in urban areas is commonly recognised as an environmental and health issue. Clean air plans shall serve to improve air quality and thus to protect human health and the environment in particular in major cities and agglomerations. By now 150 clean air plans have been drawn up in Germany. In urban areas, motorised traffic has the most substantial impact on air quality. Consequently, most measures put forward in clean air plans address pollution caused by traffic, for example, the construction of bypasses or improving rail bound traffic. These examples show that such measures might significantly affect other environmental factors such as biodiversity, soil or water. To carry out a strategic environmental assessment (SEA) for a clean air plan aims to prevent negative effects on other environmental factors and Natura 2000 sites. Clean air plans must undergo an environmental assessment if they (1) set the framework for the authorisation of projects that require an environmental impact assessment or are required to undergo a screening, or (2) set the framework for the authorisation of other projects and probably will have significant environmental effects or (3) must undergo an appropriate assessment pursuant to the Habitats Directive. The author analysed 100 current German clean air plans and found that only in one case an SEA had been carried out. She concludes that (1) there is a deficit in the practical implementation relating to SEA for clean air plans and (2) the potential of SEA is not understood by the competent authorities.

Schlagworte

Deutschland; Strategische Umweltprüfung; Luftreinhalteplanung; FFH-Verträglichkeitsprüfung; Umweltrecht

Keywords

Germany; Strategic environmental assessment; Clean air planning; Natura 2000 appropriate assessment; Environmental law

Online veröffentlicht Published online: 01/11/2019

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